Von Gaby Westerkamp

Cloppenburger Wochenblatt

 

Cloppenburg. Sie hätten so gern noch einmal mit ihm gejubelt und seinen fünften Sieg in der „Night of the Fights” mit ihm gefeiert. Doch diesmal mussten die mehr als 4000 Speedway-Fans auf den voll besetzten Tribünen der MSC-Arena ihren Lokalmatadoren mit ihrem Applaus trösten: In seinem letzten Rennen in Cloppenburg kam für Tobias Kroner das Aus in der Vorschlussrunde.Rasant gestartet konnte der Dohrener im Semifinale auf der extrem glatten und schwierigen Bahn seine Linie nicht halten, die Konkurrenz zog innen durch und im engen Kampf um Rang 2 als Ticket fürs Finale wollte der viermalige Champion in seinem Abschiedsrennen dann wohl doch etwas zu viel: In der dritten Kurve zwang Tobi seine Maschine so stramm in den Kurvendrift, dass sie wegrutschte. Der 31-Jährige stand unverletzt wieder auf, aber das Rennen war gelaufen. Nach einem Schockmoment der Stille brandete im Publikum dennoch der Jubel wieder auf. Im letzten Interview bedankte sich Tobi noch einmal herzlich bei seinen Fans für ihre langjährige Unterstützung, ebenso bei seiner Familie, seinem Team und den Sponsoren. Dann drehte er zu Fuß noch eine Ehrenrunde druch die Arena, bevor er im Fahrerlager verschwand – enttäuscht, aber doch gefasst.

Das war am frühen Abend bei der Fahrervorstellung noch anders gewesen. Als der MSC Cloppenburg für ihn ganz persönliche Videobotschaften der Speedway-Helden Jason Doyle aus Australien und Greg Hancock (USA) auf den Großleinwänden einspielte, da kämpfte er gerührt mit den Tränen. Erst recht, als ihm der Vorstand dann auch noch ein ganz besonderes Geschenk überreichte: Sportleiter Mario Trupkovic hatte sich die Rennweste, die Tobi seit  2010 in Cloppenburg von Erfolg zu Erfolg getragen hatte, gesichert und sie quer durch Europa von fast allen seinen Kontrahenten aus den „Nights fo the Fights” signieren lassen. Golden eingerahmt wird sie ihn nun an seine tolle Zeit als MSC-Clubfahrer erinnern.

Bei seinem letzten Auftritt war der Dohrener natürlich zwischen all den internationalen Stars das begehrteste Selfie-Motiv und musste unermüdlich Autogramme schreiben. Und er genoss diesen Abschiedsabend sichtlich, auch wenn es zum ganz großen Coup nicht reichte. Wohl aber zu einer kleinen Revanche: Im zweiten Vorlauf trafen Kroner und Vorjahressieger Martin Smolinski aufeinander und hier ließ der MSC-Hero den bayerischen Rivalen nach hartem Fight hinter sich.

Für Smoli hatte dieser Freitagabend recht vielversprechend begonnen mit einem Laufsieg gegen Robert Lambert (GB) und den finnischen Meister Timo Lahti. Doch als im dritten Durchgang direkt vor ihm Kai Huckenbeck ins Straucheln geriet, konnte er nicht mehr ausweichen und rauschte in die Maschine des Werlters. Smoli rollte noch zum Wiederholungs-Start ans Band, musste danach aber wegen einer Gehirnerschütterung aufgeben. Zur Beobachtung blieb er 24 Stunden im Krankenhaus, durfte dann aber die Heimreise nach Olching antreten – wo er am Sonntag vom heimischen Sofa aus die Deutschen Meisterschaften mithörte. An Mitfahren war da noch nicht zu denken. Mit dabei war aber wieder Huckenbeck, der sich von seinen Schulterschmerzen schnell erholt hatte und nur knapp am Titel vorbeischrammte: Der Werlter war nach Punkten gleichauf mit Kevin Wölbert, der aber den direkten Vergleich gewonnen hatte und somit Meister wurde vor „Vize” Huckenbeck.

Aber zurück zur „Night of the Fights”: Den McDonald’s-Supercup holte sich ein gut gelaunter Däne, den angesichts des renommierten Aufgebotes wohl nur Insider auf dem Zettel hatten – Last-Minute-Verpflichtung Mikkel Bech gewann das Finale vor Timo Lahti und dem schwedischen WM-Piloten Fredrik Lindgren. MSC-Eigengewächs René Deddens aus Emstekerfeld erreichte mit einer sehenswerten Leistung Rang 11, nur ein Punkt fehlte fürs Semifinale. Clubkamerad Lukas Fienhage verbesserte sich zum letzten Jahr und erkämpfte sich verdiente 4 Punkte.

Grund zum Feiern lieferten aus heimischer Sicht die „Young Fighters” aus der clubeigenen Nachwuchsriege: Max Streller (Sieger mit mit Punktmaximum) und Carl Wynant (2.) lieferten bei den A-Junioren (50ccm) einen starken Doppelerfolg ab. Bei den B-Junioren (125 ccm) gewann Marlon Hegener. Weltmeister Jonny Wynant war diesmal verletzungsbedingt nur Zuschauer, freute sich aber über eine besondere Ehrung durch den  MSC für seinen WM-Titel.

Für Tobias Kroner steht jetzt zum Ausklang seiner 18-jährigen Karriere noch ein Highlight im Kalender: Am 21. Oktober startet er noch einmal auf seiner Hof- und Heimbahn im emsländischen Dohren zum Kultrennen „Germany vs. Rest of the World”. Und bevor der 31-Jährige in Bahnsport-Rente geht, will er es auf dem Eichenring noch einmal richtig krachen lassen. Los geht’s um 18 Uhr. Mehr unter www.msc-dohren.de

 

Fotos: G. Westerkamp & U. Bandy