Chronik
Mit ihrem ersten Auftritt auf der Rennbahn, waren die jungen Cloppenburger infiziert und der Cloppenburger Motorradbahnsport war geboren. Fahrer und Fans gründeten den MSC Cloppenburg und im Juli 1951 rollten 120 norddeutsche Fahrer zum ersten offiziellen Grasbahnrennen in Cloppenburg an den Start.
6000 Zuschauer trotzten dem Regen. Ein Jahr säumten bereits rund 15.000 Fans die Strecke, und zwar auch im Innenfeld. (Selbst der nachhaltige „Duft“, der bei hochsommerlichen Temperaturen aus der Ziegendeckstation unterhalb der Haupttribüne drang, schreckte die Besucher nicht ab.) Der Eintritt kostet damals 10 Mark.
1953 stellte Alex Sukale aus Bremen vor 20.000 Zuschauern mit 87,6 km/h den ersten Bahnrekord auf und die Münsterländische Tageszeitung berichtete über „…echtes Rennfieber. Die Besucher wurden durch die spannenden Kämpfe erregt und gingen begeistert mit.“ Die Reporter schrieben über wetterfeste Zuschauer, die „…inzwischen naß wie die Katzen geworden waren und dennoch treu und brav auf ihren Plätzen blieben, bis auch die letzte Entscheidung gefallen war“ (MT 1954). Über Fahrer, die sich „Hände und Gelenke verbinden müssen, um die schwierigen Runden heil zu überstehen“ (1951) und für die Aufgeben ein Fremdwort war: „Immer mehr und mehr setzte sich Karl Heinz Röwener (Bremen) vom Felde ab und erreichte aus der Nordkurve kommend mit großem Vorsprung die Zielgerade, da, oh Fahrerpech, versagte seine Maschine. Unverdrossen sprang er ab und versuchte durch Schieben, das Rennen noch zu retten. Kurz vor dem Ziel aber war Heinz Schweers herangekommen. so dass er ihm etwa 15 Meter vor dem Ziel den Siegeslorbeer noch entreißen konnte. (…) Nach dem passieren des Ziels verließen ihn die Kräfte. (…) Der starke Beifall des Publikums belohnte sein sportliches Verhalten, doch sollte ihm das nur ein schwacher Trost gewesen sein“ (1956).
1955/56 eroberten mit den englischen Jap-Maschinen spezielle Bahnsport-Motorräder die Arena und verdrängten recht schnell die bis dahin üblichen Straßenmaschinen. Auf einer solchen Jap startete auch der Niederländer Piet van Aartsen aus Amsterdam, der 1955 als erste ausländischer Fahrer in Cloppenburg startete und punktete: Er gewann die „Königsklasse“ 500 ccm spezial. 1958 waren dann schon Piloten aus fünf Nationen dabei (Deutschland, Niederlande, Großbritannien, Österreich und Dänemark).
Von einem Clubfahrer mussten die MSC-Mitglieder 1952 Abschied nehmen: Karl-Heinz Staden aus Osnabrück starb nach einem Unfall im Straßenverkehr.
Text: Gaby Westerkamp
Zum 10-jährigen Jubiläum ließ sich der MSC etwas „Tierisches“ einfallen: In den Rennpausen der Motorrad-Piloten wurden 13 Windhundrennen gestartet. Russische Barsois, Afghanen, Greyhounds, persische Salukis und Whippets jagten einen mechanischen Hasen über die Piste. Bei den Afghanen siegte „Hisli vom Teufelsmoor“, Bremen.
Ein Jahr später sorgte die holländische Kapelle „Kunst en Strijd“ aus Muntendam/Groningen für Unterhaltung in den Rennpausen: „Ungewohnt für unsere Begriffe, aber recht attraktiv war die Tatsache, dass das Trommlerkorps zur Hälfte aus Meisjes bestand“, wunderte sich damals der MT-Reporter und lobte den Auftritt der jungen Damen, „die im Wirbel auf dem Kalbsfell durchaus ihren Mann standen.“
1962 „gingen die ersten Maschinen mit donnerndem Getöse über die Bahn und man merkte sofort, daß der feste Boden wohl ein Brechen des Bahnrekords zulassen würde“, berichtete die Tageszeitung: Der Däne Kurt Petersen schraubte die Bestmarke auf 116,57 km/h, 1964 legte Donald Godden nach und erhöhte sie auf 118,24 km/h . In der B-Lizenz der 500-er Klasse wurde ein neuer Lokalmatador entdeckt: „Wie stark sich Hans Käter aus Werlte, Mitglied des MSC Cloppenburg, auf seiner neuen Maschine verbessert hat, konnten die aus dem Hümmling stark vertretenen Anhänger mit Stolz erleben, denn er gewann gleich den ersten lauf überzeugend und fuhr auch die beiden weiteren Läufe bravourös“ (MT 1964). Ihn durften die Fans allerdings nur noch von den Außentribünen aus anfeuern; das Innenfeld musste ab 1960 aus Sicherheitsgründen frei bleiben.
Text: Gaby Westerkamp
Nach den Jahren des Aufbaus und der Etablierung in der internationalen Szene, ruhten sich die Cloppenburger Motorsport-Freunde im dritten Jahrzehnt ihrer Vereinsgeschichte nicht auf den Lorbeeren aus. Die 70er Jahre standen ganz im Zeichen der Speedway-Bahn, die 1973/74 auf der ehemaligen Radrennbahn im östlichen Bereich des Stadions (nahe der Ebben-Kurve) angelegt wurde. Schon auf der alten Piste wurden Wettbewerbe gestartet. Doch für die Bundesliga-Rennen brauchte der Club ab 1974 eine neue Anlage. In einer Nacht- und Nebel-Aktion rückte der spätere Mannschaftsbetreuer und MSC-Vorsitzender Günther Hegger mit Eisenrohr und Vorschlaghammer im Nordener Motodrom Halbemond an und recherchierte per Probebohrung, wie die Ostfriesen ihre Bahn hergerichtet hatten: Sand, Mineraltragschicht, Splitt und eine vier Zentimeter starke Decke aus Steinmehl: Nach diesem Vorbild wurde dann auch das Cloppenburger Speedway-Oval gebaut.
Sechs Jahre lang mischte das Team des MSC in wechselnder Besetzung in der deutschen Bundesliga mit. Säule der Mannschaft war von Anfang an Kapitän Jan Käter. Zum festen Stamm gehörten außerdem jahrelang Gottfried Schwarze (Theenhausen), Horst Kinkelbur (Hille), Günther Niebusch (Osnabrück) und Dieter Kappler (Recklinghausen). Noch heute dokumentieren zahlreiche Pokale im Gasthaus Möller (Ermke) diese erfolgreiche Zeit.
Die endete, als der BV Cloppenburg für seine Fußball-Mannschaften weitere Spielfelder benötigte. Der MSC gab die Speedwaybahn ab, die 400-Meter-Piste wurde eingeebnet. Auf der Fläche entstanden zwei neue Fußballplätze. Der kleine Wall, den der MSC damals als Stehtribüne für das Kurzoval aufgeschoben hatte, säumt noch heute diese Spielfelder. Nach den letzten Speedwayrennen konzentrierte sich der MSC wieder ganz auf die Langbahnrennen, die der Club unter der cleveren und fachkundigen Regie seines Geschäftsführers Clemens Südbeck auch in den 70ern weiter vorangetrieben hatte.
Auch die große Rennanlage wurde stets gepflegt und ausgebaut. So errichtete der Club Mitte der 70er den Sprecherturm auf der Haupttribüne (wurde seit je her auch den anderen Veranstaltern im Stadion zur Verfügung gestellt.) Rundherum schoben die Clubmitglieder Erdwälle auf und erstmals bauten sie auch eine kompakte Holzbande auf. Diese wurde vier Wochen vor dem Rennen errichtet, kurz danach wieder abgerüstet. Bis dahin hatten nur Strohballen die Außenkante der Rennbahn begrenzt.
Die intensive Pflege der Bahn ermöglichte immer höhere Geschwindigkeiten: 1976 stellte Don Godden (GB) mit 130,52 Stundenkilometern den ersten von insgesamt drei Cloppenburger Bahnweltrekorden.
Zwei MSC-Fahrern gaben die Clubkameraden das letzte Geleit. Gerhard Kamm (Buxtehude) erlitt im Finale der Deutsche Meisterschaft im September 1974 in Pfarrkirchen tödliche Verletzungen, als er im Strahl der Führenden die Kontrolle über seine Maschine verlor. Im Innenfeld prallte er an dort gelagerte Hindernisstangen vom Pferderennen. (Seit diesem Unfall muss der Innenbereich der Rennbahnen grundsätzlich frei bleiben.) 1978 verunglückte der Oldenburger Jochen Wilkens mit seinem Auto.
Text: Gaby Westerkamp
In den 80-er Jahren wurde im Stadion weiterhin viel gearbeitet. Die größte Aktion war der Umbau der Bande 1982: Die alten Holzplanken wurden aus Sicherheitsgründen in wochenlanger Arbeit durch Gummimatten ersetzt Das Material lieferte ein Bergwerk in Stade, von dem der MSC ausrangierte Förderbänder übernahm. Diese wurden zugeschnitten und auf eigens angefertigte, verzinkte Rohrgestelle montiert. Diese Gummibande bietet den Fahrern mehr Sicherheit, da sie einen Aufprall abfedert. Bis heute haben weltweit nur einzelne Stadien eine solche vorbildliche Bahnumrandung.
Auch sportlich wurde in den 80ern ein Meilenstein gesetzt: Nachdem Don Goddens Weltbestzeit nur kurzfristig Bestand hatte, stellte Willi Duden 1981 mit 137,18 Stundenkilometern seinen legendären Bahnweltrekord auf, der elf Jahre lang ungeschlagen blieb.
Die großen Namen dieser Zeit sind auch den jüngeren Bahnsport-Fans sicher noch ein Begriff: Simon Wigg (GB), der Ur-Bayer Karl Maier und sein norddeutscher Kontrahent Egon Müller räumten die meisten Pokale in Cloppenburg ab. Mit Detlef und Frank Conradi aus Garrel machten sich ab 1984 zwei neue „echte“ Lokalmatadoren national und international einen Namen.
Text: Gaby Westerkamp
Elf Jahre blieb Dudens Bestmarke ungeschlagen, bis Mario Trupkovic (heute stellv. Rennleiter im MSCC) 1993 in Rastede zuschlug und Cloppenburg auf Rang zwei verwies. Im gleichen Jahr revanchierte sich der Rodenbeker Egon Müller, 18facher Deutscher Meister und bis heute einziger deutscher Speedway-Weltmeister, und toppte Trupkovic’s Vorlage: 138,88 Stundenkilometer machten den Stadionkurs zum dritten Mal zur schnellsten Grasbahn der Welt – allerdings nur für knapp zwei Monate: Dann fegte der Brite Kelvin Tatum im Rasteder Schloßpark mit über 143 Sachen über die Piste und holte den Rekord zurück ins Oldenburger Land. Doch noch heute gilt die Cloppenburger Grasbahn als eine der schnellsten der Welt.
Im Stadion legte der MSC Strom- und Wasseranschlüsse für das Fahrerlager, die Umzäunung wurde erneuert und im Camp eine Stehtribüne angelegt.
Erstmals wurden auch internationale Meisterschaftsläufe nach Cloppenburg vergeben. Mit dem gelungenen EM-Finale 1994 und zwei WM-Rennen etablierte sich der Club als Ausrichter großer Prädikate auf internationaler Bühne. Für Furore sorgten dabei renommierte Piloten wie Maier und Müller, Wigg, Tatum und Steve Schofield (GB), Anne van der Helm (NL) u.v.a. Die Conradi-Brüder (Garrel) Mario Trupkovic (Cloppenburg) Uwe Gessner (Bad Iburg), Michael Röseler (Rheine) sowie Walter Scherwitzki (Damme) und Olaf Brüggemann (Lage/Lippe) vertraten die Clubfarben europaweit und feierten beachtliche Erfolge.
Es gab aber auch bittere Momente: Am 25. April 1999 stürzte Clubfahrer Detlef Conradi (33) auf dem Heidering in Celle schwer und erlag seinen Verletzungen noch an der Unfallstelle. Zum Gedenken an den beliebten Garreler widmete der Club ihm 1999 einen Sonderlauf der A-Lizenz-Solisten, den sein langjähriger Renn-Kollege und Freund Robert Barth (Memmingen) gewann. Ab dem Jahr 2000 soll der Wertungslauf zur Norddeutschen Bahnmeisterschaft in Cloppenburg. immer als Detlef-Conradi-Gedächtnislauf ausgefahren werden.
Text: Gaby Westerkamp
Im Jahr 2000 feierte der MSC sein 50-jähriges Bestehen mit einem großen Flutlicht-Event. Das Jubiläumsrennen wurde allerdings von einem tragischen Unfall über-schattet. Clubfahrer Maik Torlümke stürzte schwer und erlag neun Tage später seinen Verletzungen. Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren mussten die MSC-Mitglieder zum zweiten Mal von einem der ihren Abschied nehmen.
Nach Monaten der Trauer aber schaute der Club wieder nach vorn. Frank Conradi (32) beendete nach dem Tod seines Bruders Detlef seine aktive Laufbahn in der B-Lizenz und stieg in die Jugendarbeit ein. Als Trainer begleitet er gemeinsam mit seinem langjährigen Mechaniker Uwe Schierloh die beiden Junioren Sönke Petersen (11, Oldenburg) und Ramon Stanek (11, Jeddeloh), die als vielversprechende Talente galten und zahlreiche Pokale einfuhren. Dem MSC Cloppenburg angeschlossen hatte sich außerdem der Emsteker Youngster René Deddens, der sich in den vergangenen Jahren zu einem Piloten entwickelt hat, dem Kenner der Bahnsport-Szene viel zutrauen.
Bis 2005 stellte der MSC im Stadion an der Friesoyther Straße jedes Jahr ein großes internationales Motorrad-Rennen mit hochklassigen Starterfeldern auf die Beine. Dann ging nach mehr als einem halben Jahrhundert die Ära der Bahnsportler auf einer der schnellsten Grasbahnen der Welt zu Ende. Denn das Stadion wurde zu einer Fußball-Arena umgebaut und der Club musste sich auf die Suche nach einem neuen Areal machen. Dies gestaltete sich schwieriger, als anfangs angenommen. Der rührige Vorstand suchte und fand zwar mehrfach geeignete Gelände, doch immer wieder scheiterte das Vorhaben an Genehmigungsauflagen oder anderen Problemen. Ob an der Ziegelhofstraße, im eco-Park oder an der alten Deponie in Stapelfeld – der Traum von der neuen Rennbahn blieb unerfüllt.
Die erfolgreichen jungen Clubfahrer hielten ihren Verein im Gespräch. Doch im Sommer 2009 folgte ein weiterer Unglücksfall. Sönke Petersen, inzwischen 20 Jahre alt, trat im Juni in Abensberg mit der deutschen Junioren-Nationalmannschaft zur Speedway-WM an und stürzte dort schwer. Der junge Oldenburger erlitt Rückenverletzungen, die ihn in den Rollstuhl zwangen. Doch in bewundernswerter Manier nahm der junge Mann sein Schicksal an und kämpfte sich hinein in sein neues Leben. Dem Rennsport blieb er dennoch verbunden – als Fan und als engagiertes Vereinsmitglied.
Natürlich versucht der MSC, Sönke nach Kräften zu unterstützen. Und so organisierten die Mitglieder im Oktober 2009 ein Benefiz-Spektakel zugunsten des jungen Kollegen. Auf dem Hof Greten in Stalförden (Gemeinde Molbergen) lockte ein Start- und Sprint-Training mit aktuellen und ehemaligen Renn-Piloten Hunderte von Zuschauern an die improvisierte 100-Meter-Piste. Durch den Verkauf von Kaffee und selbst gebackenem Kuchen, Grill-Steaks und Getränken sowie vielen Spenden aus dem Publikum kamen 3000 Euro zusammen. Dieses Geld schenkte der Club Sönke als Starthilfe für sein neues Leben.
Gleichzeitig gab der Club als Rennveranstalter nach mehrjähriger Auszeit ein neues Lebenszeichen von sich. Und es soll bei diesem kleinen Spektakel nicht bleiben…
Text: Gaby Westerkamp
Im Jahr 2010 blickt der MSC nicht nur auf eine 60-jährige Geschichte zurück, sondern schaut auch weiterhin nach vorn. Jetzt machte der Club endlich einen größeren Schritt zurück auf die große Bahnsport-Bühne. Am 2. Oktober startet der Verein auf einem Interims-Renngelände im Gewerbegebiet Emstekerfeld ein international besetztes Speedway-Rennen unter Flutlicht. Seit März laufen dort bereits die Aufräum- und Aufbauarbeiten, fast jedes Wochenende sind freiwillige Helfer hier im Einsatz. Mit rund 260 Metern wird die Piste zwar recht kurz sein, aber durch den engen Kurvendrift technisch anspruchsvoll und spektakulär. Mit dabei sein wird auf jeden Fall Lokalmatador Rene Deddens. Als Zuschauer auf den Tribünen wird sicher auch Sönke Petersen das Rennen beobachten, ebenso wie Ramon Stanek, der Ende 2009 aus beruflichen Gründen seinen Stahlschuh an den Nagel gehängt hat.
Für den MSC Cloppenburg ist das Comebackrennen in Emstekerfeld allerdings nur eine Zwischenetappe. Denn weiterhin sucht der Club ein neues eigenes Gelände für eine große Langbahn. Wer also sechs Hektar für 20 Jahre oder mehr verpachten möchte: Bitte melden!
Text: Gaby Westerkamp
Im Jahr 2010 blickte der MSC nicht nur auf eine 60-jährige Geschichte zurück, sondern machte auch endlich den lang ersehnten Schritt zurück auf die große Bahnsport-Bühne. Auf einem Interims-Renngelände im Gewerbegebiet Emstekerfeld bot sich die Chance, ein Speedway-Rennen zu organisieren und sofort waren alle Mitglieder und Helfer wieder am Start. Mit Arbeitseinsätzen an jedem Wochenende und oft genug auch noch unter der Woche schufen sie in nur wenigen Monaten aus einem Lagerplatz für Altfahrzeuge eine Rennbahn –– nur 260 Meter kurz, aber rasant und spektakulär.
Piste, Tribünen, sanitäre Anlagen, Rennbüro – alles wurde improvisiert. Aber: Der MSC war „Back on Track”. Fahrer und Fans liebten die kleine, enge Speedway-Arena und der Club setzte nun alles daran, aus dem Provisorium ein Event mit Zukunft zu machen. Und das gelang! Heute gibt es einen langfristigen Pachtvertrag für das Areal an der Boschstraße und mit einem enormen Aufwand an Eigenleistung hat der Club aus der behelfsmäßigen Manege eine professionelle Speedway-Arena gemacht, die international bekannt und gefragt ist.
Renaissance gelungen, Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt: Nun sah Günther Hegger nach rund 33 Jahren im Chefsessel seine „Mission” als erfüllt an und übergab die Verantwortung an einen neuen Vorstand: Burkhard Timme wurde im Juli 2014 zum neuen Präsidenten gewählt. Ihm zur Seite stehen sein Stellvertreter Lothar Koopmann, Sport- und Rennleiter Mario Trupkovic, Schriftführer Carsten Ebben, Schatzmeister Michael Kramer und als Syndikus sowie Verkehrsleiter Thomas Hermeling. Mit der Organisation des Rennens im vergangenen September bestand die neue Führungs-Crew ihre Feuertaufe und hat inzwischen schon viele neue Ideen auf den Weg gebracht.
Einer hat die neue MSC-Bahn inzwischen zu seinem „Wohnzimmer” gemacht: Clubfahrer Tobias Kroner hat das Rennen nach zwei zweiten Plätzen nun von 2012 bis 2014 drei Mal in Folge gewonnen. Doch er ist nicht der einzige Lokalmatador im Team des MSC: Auch Eigengewächs René Deddens ist bei den A-Lizenz-Solisten erfolgreich unterwegs, ebenso wie der junge Brite Robert Lambert. Langbahn-Spezialist Jannick de Jong (NL) ist sogar amtierender Grasbahn-Europameister. Und auch an Nachwuchs mangelt es nicht: In den Schülerklassen sind mit Marlon Hegener (deutscher Junioren A Meister 2015), Kevin Lück und Fabian Heinemann drei vielversprechende Talente für den MSC unterwegs und einer hat gerade den Sprung in die 500er-Klasse geschafft: Lukas Fienhage will in dieser Saison als Debütant erst mal lernen, aber diese Eingewöhnungsphase läuft schon erstaunlich gut…
Jetzt startet der MSC Cloppenburg zu seinem 65-jährigen Bestehen die inzwischen fünfte „Night of the Fights” und diesmal geht es um etwas ganz Besonderes: Um den ADAC-Silberhelm. Der wird seit 1966 ein Mal pro Jahr ausgefahren und zwar bislang ausschließlich auf Grasbahnen. Auch die Cloppenburger hatten ihn im alten Stadion schon drei Mal: 1975 holt ihn sich Ivan Mauger (Neuseeland), 1990 der heutige Rennleiter Mario Trupkovic und im Jahr 2000 Gerd Riss. In Anerkennung des Neuaufbaus seit 2010 und auch als Würdigung eines renommierten Veranstalters änderte der ADAC extra für den MSC sein Reglement und vergibt nun den allerersten Speedway-Silberhelm seiner Geschichte nach Cloppenburg.
Gaby Westerkamp
Historie des MSC Cloppenburg e. V.
Dröhnend preschen die Motorräder über die Grasnarbe, verwegene Piloten heizen quer durch die Kurven. Rad an Rad kämpfen die Fahrer um jeden Zentimeter, begeistern tausende Fans mit spektakulären Fights. Über ein halbes Jahrhundert lang war das Cloppenburger Grasbahnrennen eine feste Größe im Veranstaltungskalender der deutschen und internationalen Bahnsportszene. Bis 2005. Nach fünfjähriger Auszeit ist der MSC jetzt als Speedway-Veranstalter wieder ”Back on Track” – und erfolgreich wie in alten Zeiten. Doch auch heute erinnern sich wohl noch viele Fahrer und Fans an die großen Renntage dort, wo damals alles anfing: Auf der Rennbahn an der Friesoyther Straße, wo an ruhigen Tagen Schafe weideten …
Im Sommer 1950 suchte der Südoldenburger Rennverein als Veranstalter des Pferderennens im Stadion an der Friesoyther Straße kurzfristig nach einer unterhaltsamen Einlage für seine Veranstaltung. Die Organisatoren sprachen einige junge Männer aus Cloppenburg an, ob sie mit ihren Straßenmotorrädern ein paar Runden aus der Pferderennbahn drehen wollten. Josef Korfhage, Bernd Moorlampe, Karl-Heinz Witte, Hermann Ostendorf und einige andere jugendliche Motorrad-Fans rückten mit ihren Maschinen an, tauschten Scheinwerfer gegen Nummernschilder und traten an zu einem kreisweit ausgeschriebenen „wilden Rennen“ – das das Publikum begeisterte. 20 Fahrer stellten sich dem Flaggenstarter und absolvierten 15 Runden.
Am Zieleinlauf standen fünf Herren mit Stoppuhren. Alfred Frye gewann den Wettbewerb der Viertelliterklasse (250 ccm) auf seiner „frisierten“ Puch. (Weitere Rennergebnisse sind heute leider nicht mehr bekannt.) Für die Sieger und Platzierten gab es Sachpreise (Soziussattel, Reifen, u.a.). Und tags darauf waren die frischgebackenen Rennpiloten mit ihren Motorrädern wieder auf den Cloppenburger Straßen unterwegs.
Texte: Gaby Westerkamp